Flussbarsch, gezeichnet von Eric Otten; (c) Deutscher Angelfischerverband
Der Flussbarsch, wer kennt ihn nicht?
Flussbarsche sind besonders farbenprächtiger Vertreter unserer heimischen Fischfauna und in vielen Gewässern häufig und weit verbreitet, und das auch in neuen und relativ strukturarmen wie zum Beispiel Kanälen oder Kiesgruben. Für viele war ein Flussbarsch die erste stolze Beute der ersten Angelversuche, und gerade jetzt erlebt der Flussbarsch ein erneutes Comeback in der Angelfischerei. Ein Allerweltsfisch möchte man meinen, und in der nationalen Roten Liste wird er auch als „nicht gefährdet“ ausgewiesen. Datenbasierte Analysen haben gezeigt, dass die Bestände seit Jahren stabil sind. Warum also gerade den Flussbarsch als Fisch des Jahres? Hierfür gibt es zahlreiche gute Gründe.
Unsere Gewässerlandschaft verändert sich: heute noch ungefährdet, aber morgen auch noch?
Der Flussbarsch steht stellvertretend für die allgemeine Gefährdung unserer Fischfauna, denn dies betrifft zunehmend auch die häufigeren Arten. Was gestern noch selbstverständlich war, kann heuet oder morgen schon ganz anders aussehen. Und gerade bei häufigen Arten ist es besonders schwer, Änderungen in Populationsgrößen zu identifizieren. Man denke nur an die Entwicklungen beim Aal. Auch hier wurde das Problem erst wirklich prominent, als die Bestände auf circa 1% der historischen Größen geschrumpft waren. Die extremen Dürreperioden der letzten Jahre haben viele kleinere Bäche und Teiche austrocknen lassen, Phasen mit viel zu hohen Wassertemperaturen und dadurch bedingten Sauerstoffmangel werden immer häufiger, sommerliche Fischsterben stehen inzwischen wieder auf der Tagesordnung. Wie wird der anhaltende Klimawandel die Zusammensetzung unserer Fischfauna in absehbarer Zukunft verändern? Gerade über die Dokumentation des Vorkommens (zur Zeit noch) häufiger und auch von Laien gut bestimmbaren Arten wie dem Flussbarsch könnten hier wichtige Daten zum Biodiversitätswandel generiert werden. Die große Gemeinschaft der Angler:rinnen, der Sporttaucher:innen und der an und in den Gewässern tätigen Ichthyologen:innen könnten hier wertvolle Beiträge zum Monoitoring leisten. Leider wird dieses Potenzial zur Zeit noch viel zu wenig genutzt. Hierzu mag die Auswahl dieser „Allerweltsart“ erste Anregungen geben.
Der Flussbarsch im Ökosystem
Der Flussbarsch nimmt zudem eine entscheidende Rolle in den Ökosystemen ein. Als meist klein bleibender dafür aber zum Teil häufiger Räuber mit beachtlichen Biomassen ist er entscheidend für die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts in unseren Gewässern. Besonders in Stillgewässern wie Seen oder Kiesgruben trägt er z.B. dazu bei, die Balance zwischen Algenwachstum, Zooplankton und Fischvorkommen in einem dem Gewässertyp entsprechenden ökologischen Zustand zu erhalten. In trüben Gewässern wird oft eine Verschiebung im Rotaugen-Barsch-Verhältnis hin zu mehr Rotaugen beobachtet. Aber ist das immer so? Zumindest ist die zunehmende Trübung vieler Stillgewässer ein ernsthaftes ökologisches Problem. Beobachten wir also Flussbarsche (und auch andere häufigere Arten), sammeln Daten und versuchen dann, Erkenntnisse und Lösungsansätze für die dringend notwendige Verbesserung gerade unserer Stillgewässer zu finden.
Flussbarsch als Nahrungsmittel? Eine Option für eine nachhaltigere Ernährung
Und dann ist der Flussbarsch auch noch sehr wohlschmeckend. Die fischereiliche Verwertung stellt einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Nutzung unserer aquatischen Ökosysteme dar. Warum immer Fische aus gefährdeten Meeren und mit langen Transportwegen? Flussbarsche, selbst geangelt und selbst zubereitet, regionaler und ökologischer geht es kaum! Vielleicht kann uns auch hier der Flussbarsch Anstöße zum Ändern unserer Ernährungsgewohnheiten geben.
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